Jede Woche nehmen wir die Plastikmenge einer Kreditkarte in uns auf – Mikroplastik als bisher kaum bewusste Belastung

Fachvortrag und Workshops zum Thema „Mikroplastik“ mit Experten der Universität Innsbruck

Am Freitag, den 08.07.2022, konnten wir mit Max Kortmann und Sebastian Pohl zwei Experten der Universität Innsbruck bei uns begrüßen. Die beiden widmen sich im Fachbereich „Lake and Glacier Ecology“ Forschungsarbeiten, die Mikroplastik in entlegenen terrestrischen Gebieten untersuchen und damit globale Verbreitungswege dieses Stoffes ausloten. Dank des Engagements der örtlichen Sparkasse im Bereich „Nachhaltigkeit“ waren die Vorträge für die SchülerInnen kostenfrei; die Bank übernahm die gesamten Kosten der Veranstaltung und ermöglichte den beiden Forschern eine kleine Bildungsreise zu ihrem Forschungsschwerpunkt an ausgewählten Schulen des Landkreises.

Unter dem Titel „Plastik in der Arktis? Herkunft, Qualität und ökologische Implikationen der Mikroplastikverschmutzung im arktischen Inland“ genossen die SchülerInnen der Q11 in zwei interessanten, sehr kurzweilig gestalteten Stunden einen interaktiven Vortrag der beiden Forscher. Dabei gaben sie auch einen Einblick in ihre Expedition zum Nordpol im Sommer 2021, welche sie anschaulich und faktenreich gestalten konnten.

Im Anschluss daran durfte sich die 7. Jahrgangsstufe in einem vierstündigen Projekt mit dem Themenfeld „Mikroplastik“ befassen. Vorbereitend dazu konzipierte Frau Balling, die das Projekt an der Schule leitete, ein Plastiktagebuch, welches die Schülerinnen und Schüler vor dem Projekt bearbeiteten. Mit dessen Hilfe wurde die Aufmerksamkeit der Kinder schon vorab auf den Alltagsstoff „Plastik“ gelenkt und erste kritische Überlegungen angestoßen. Bereits hier äußersten sich SchülerInnen nachdenklich über die eigene, bisher kaum hinterfragte und teils sehr großzügige Plastiknutzung. Die individuellen Ergebnisse der 59 Plastiktagebücher wurden von Herrn Pohl und Herrn Kortmann gesammelt und unter anderem mittels einer sogenannten „Wortwolke“ dargestellt. Mit Hilfe der Smartphones konnten die SchülerInnen anschließend Wissens- und Schätzfragen zu „Plastik“ beantworten; die immer wieder projizierte aktuelle Highscore führte dabei durchaus zu hartem Konkurrenzkampf und angestrengten Gesichtern im Saal. Anschließend wurde Mikroplastik in verschiedenen Experimenten schülernah und handlungsorientiert in Workshops nachgewiesen. Dieser Nachweis gelang auch in Gewässer- und Sedimentproben, welche aus Bad Königshofen stammten. Eigentlich nicht verwunderlich, betrachtet man die jährlich ansteigenden Zahlen der Plastiknutzung deutschland-, aber auch weltweit: Pro Jahr entstehen aktuell etwa 400 Mio. t Plastikmüll, davon 6 Mio. t allein In Deutschland. Diese riesige Menge führt dazu, dass jeder Mensch aktuell durchschnittlich 5 g Plastik pro Woche aufnimmt, das ist die Menge einer Kreditkarte. Dies geschieht vor allem über Nahrung, aber auch über Atmung beispielsweise. Im Jahr 2050 – so Prognosen – wird das Gewicht des Plastikmülls in den Weltmeeren das Gewicht aller dort vorkommenden Fische zusammen deutlich übertreffen.
Hauptverursacher der Mikroplastikemission in Deutschland ist mit ca. 20 % der Reifenabrieb, dicht gefolgt von Plastikverpackungen. Aufbauend auf den verschiedenen Verursachern entwickelten die SchülerInnen abschließend in Teams Lösungsansätze zur Reduktion von (Mikro-)Plastik; hierbei zeigten sie sich teils sehr ideenreich.
Die beiden Forscher leiteten stimmige Projekte an unserem Gymnasium, die anschaulich und interessant gestaltet waren. Herrn Pohl und Herrn Kortmann gelangen durch ihr schülernahes, überzeugendes Auftreten und ihr Engagement für die Umwelt, dass der „Funke“ auf unsere Lerngruppen überspringen konnte. So werden wir uns sicher nicht das letzte Mal mit dem hochaktuellen Thema „(Mikro-)Plastik und ihre Vermeidung“ befasst haben.

Sabine Balling, für die Fachschaft Geographie

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