Maria Stuart

 

Neue Bühne, alte Bekannte

 

Das Theaterabonnement unserer Schule feierte dieses Jahr seinen Auftakt, diesmal in Würzburg, mit einem, den meisten Schülerinnen und Schülern bereits bekanntem Stück, nämlich „Maria Stuart“. Denn nicht nur die Zwölftklässler unseres Gymnasiums, die praktisch einen fließenden Übergang von den Seiten über Maria Stuart zu der Bühne für Maria Stuart genossen haben, sind schon mit dem Werk vertraut gewesen, sondern auch die alteingesessenen Theaterabonnenten hatten bereits Anfang 2023 die Chance in das England des 16. Jahrhunderts, damals auf der Meininger Bühne, einzutauchen. Die Würzburger Inszenierung hatte jedoch wenig mit der des Staatstheaters Meiningen gemein und so wurde den Schülern keineswegs langweilig, vielmehr boten die Würzburger Schauspieler uns eine vollkommen neue und überraschende Perspektive auf die Charaktere, insbesondere Elisabeth wurde in den Fokus der Geschichte gerückt und offenbarte eine ganz neue Seite ihrer selbst. Während Schillers Drama und auch die Meininger Bühnenversion, die sich streng an dem Original orientierte, dem Titel entsprechend Maria ins Zentrum des Geschehens und auch der Sympathie rückten, verlieh Würzburg Elisabeth durch einige außerordentlich geschickte wortlose Uminterpretationen von Szenen, beziehungsweise stummen, zusätzlichen Szenen eine Menschlichkeit, die im Buch fast vollständig außer Acht gelassen wurde. Maria hingegen erweckt durch das Auslassen so mancher Szene und auch durch die etwas forsche Art mit der sie von Karoline Marie Reinke gespielt wird, deutlich weniger Mitgefühl. Jedoch war diese Änderung des Blickwinkels nicht der einzige innovative Ansatz des Stücks, denn mehrere Nebenrollen wurden mit dem jeweils anderen Geschlecht besetzt, eine in fast allen Fällen sehr gelungene Entscheidung, denn die Schauspielerinnen und Schauspieler haben in der Regel haargenau auf ihre jeweilige Rolle gepasst und ihnen auf beinahe mühelose Art und Weise Leben eingehaucht. Durch das sehr minimalistisch, aber durchaus durchdachte Bühnenbild, standen die Akteure durchgehend im Zentrum der Aufmerksamkeit und konnten so mit ihrem schauspielerischen Können glänzen, während sie die komplexen Intrigen und Machtspiele des Stücks leicht verständlich machten. Die Konflikte zwischen Macht und Moral, einem Königreich und familiären Banden, einer Königin und einer anderen Königin, die im Stück behandelt werden, konnten die Schüler diesmal genauso, wenn nicht bedeutend mehr fesseln, als in Meiningen, denn die neuen Blickwinkel aus Würzburg gepaart mit dem Humor und den modernen Ansätzen der Inszenierung hinterließen einen sehr positiven und abgerundeten Eindruck bei allen.

Isabel Memmel, Marie Elsner (Q12)

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